Kirchenchor

„Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge
zu Dienst und willen stehn.“

(Paul Gerhardt, EG 302)

 

Seit 1998 ist der Mittwochabend mit dem Kirchenchor ein fester Termin in meinem Wochenverlauf. Das Singen macht mir Spaß und bestärkt mich in meinem Glauben. Zugleich treffe ich Freunde und kann dabei gut von der Arbeit abschalten.

Im Kirchenchor zu singen, gibt mir das Gefühl, füreinander da zu sein: Zum Beispiel bin ich in Sachen Rhythmus fit und klopfe manchmal für meine Mitstreiterinnen den Takt mit. Wenn es aber darum geht, bei neuen Stücken die Töne perfekt zu treffen, bin ich auf meine Nachbarinnen angewiesen. Ich kann mich auf meine Mitsängerinnen und Mitsänger verlassen, wenn ich unsicher bin. Ebenso können sie sich auf mich verlassen. So entsteht ein harmonisches Miteinander.

Der Kirchenchor in Gräfenhainichen hat Tradition: Bereits seit 1575 existierte nachweislich ein Chor oder eine Kantorei in Gräfenhainichen. Vermutlich gab es zuvor auch schon einen Chor. Nachweisen lässt sich dies jedoch nicht, da die Feuer des Dreißigjährigen Krieges viele Kirchenbücher zerstörten.

Einige Gemeindemitglieder erinnern sich noch an die 1980er Jahre, als Pfarrersfrau Hebold den Chor leitete. Zwischenzeitlich übernahmen Pfarrer Schramm sowie Frau Walther aus Wolfen. In den 1990er Jahren folgte Claudia Deißner. Zur Zeit meines Einstiegs war Annett Grünheid Chorleiterin. 2004 übernahm erneut Claudia Deißner. Seit 2010 dirigiert Jacqueline Bräuer den Chor – provisorisch. Frau Bräuer ist Kirchenmusikerin in Kemberg und hat dort viele Pflichten. Deshalb kann sie leider nicht bei allen Festgottesdiensten in Gräfenhainichen dabei sein. Wir hoffen sehr, dass unser Chor wieder eine dauerhafte Leitung bekommt.

Mit zahlreichen Auftritten trägt unser Chor zum Gemeindeleben bei. Im Jahresverlauf singen wir regelmäßig zu den Festgottesdiensten, wie Ostern, Pfingsten, Erntedank, Goldene Konfirmation, Heiligabend und Weihnachten. Auch beim Gemeindefest, an Himmelfahrt oder zum Schulanfangsgottesdienst war unser Chor schon dabei. Unser alljährlicher Höhepunkt ist das Adventssingen. Schon beim Einzug in die Kirche bekomme ich immer eine Gänsehaut. Das Singen von Advents- und Weihnachtsliedern, unterstützt von den Posaunen und der Orgel, ist himmlisch und sorgt beim Chor und beim Publikum für besinnliche Weihnachtsstimmung.

Ein besonderes Erlebnis war für mich das Große Singen in Ferropolis auf dem EXPO 2000-Kirchenpfad. Zum 400. Geburtstag Paul Gerhardts folgte eine weitere Festveranstaltung in Ferropolis. Wir sangen gemeinsam mit 2.500 Sängerinnen und Sängern aus über 100 Chören die Kantate „Du, meine Seele, singe“. Ein bisschen berühmt sind wir auch schon: 2006 filmte uns das MDR-Fernsehen. Die Bild- und Tonaufnahmen dauerten mehrere Tage, obwohl wir in der Sendung nur wenige Minuten zu sehen und zu hören waren. Immerhin war es eine spannende Erfahrung. Unser Auftritt beim ZDF-Fernsehgottesdienst – live aus Gräfenhainichen gesendet – im Jahr 2007 war dagegen schon reine Routine.

Unter der hervorragenden Anleitung unserer Chorleiterin feilen wir ständig an unserem Können und üben fleißig neue Lieder ein. Neben all den Auftritten und Proben kommt das Feiern im Kirchenchor freilich nicht zu kurz. Beim geselligen Beisammensein an Geburtstagen, bei Chorausflügen, bei Sommerfesten oder bei unserer Weihnachtsfeier haben wir viel Spaß miteinander. – Und immer ein fröhliches Lied auf den Lippen!

Wir singen christliche Lieder aus allen Jahrhunderten. Die Lieder Paul Gerhardts mag ich besonders. Sie machen Gefühle wie Freude, Trauer und Hoffnung greifbar. Die Texte haben noch heute eine unglaubliche Aktualität.

Derzeit sind wir gut 20 Sängerinnen und Sänger im Alter zwischen 25 und 88 Jahren. Jede und jeder, der singen kann und mitmachen möchte, darf gerne dazukommen. Wir können jede Unterstützung gebrauchen – vor allem für die Männerstimmen. Wir laden Sie herzlich ein, mit uns gemeinsam im Kirchenchor zu singen.

 „Mein Herze geht in Sprüngen
und kann nicht  traurig sein,
ist voller Freud und Singen,
sieht lauter Sonnenschein.“

(Paul Gerhardt „Ist Gott für mich, so trete“, EG 351)

Elisabeth Schöley